Bei der Aussaat von Samen werden diese in der Regel im Keimmedium Erde nach der
Quellung einer Vielzahl schädlicher Pilze, Bakterien oder Insekten ausgesetzt. Die sich der
Keimpflanzenentwicklung anschließende Jugendphase stellt ebenfalls eine kritische
Entwicklungsetappe dar, in der eine Reihe von Schadorganismen die Pflanzen schädigen oder
vernichten.
Die bisherige Form des Schutzes vor Schaderregern war die Behandlung des Feldes oder der
Saatfurche mit Pestiziden.
Eine zweite Möglichkeit des Schutzes des keimenden Samens und der Jungpflanze stellte die
Saatgutumhüllung mittels eines geeigneten Beizmittels dar.
Alle Verfahren bergen ökologische und toxikologische Risiken, da es sich immer um einen
mehr oder minder schweren Eingriff in das Agroökosystem handelt.
Aus diesen Zusammenhängen leitet sich die Aufgabe her, ein Verfahren zu entwickeln,
welches bei optimalen Schutz der sich entwickelnden Pflanze keine oder eine sehr geringe
Umweltkontamination von Pflanzenschutzmitteln aufweist.
Eigene Untersuchungen zur Schadwirkung des Bohnensamenkäfers Bruchus rufimanus
Bohem. zeigten, daß im Gegensatz zur Lehrbuchmeinung der Fraß der Larven sich kaum
keimungshemmend auswirkt (EPPERLEIN, 1992), sondern einige Eigenschaften des
Saatgutes sogar verbessert werden. Die Larven bohren sich nach der Eientwicklung in ein
Keimblatt des sich entwickelnden Samens ein und nagen hier eine zylinderförmige Höhlung. Da
diese offensichtliche Beschädigung sich in der Regel nicht negativ auf das Keimverhalten und
die Jungpflanzenentwicklung auswirkte, wurde getestet, was die Etablierung eines
Pflanzenschutzmittels in ein solches Loch bewirkt.
In Versuchsreihen wurden zunächst am Beispiel Mais (Einkeimblättler) und Ackerbohne
(Zweikeimblättler) die prinzipielle Eignung des ersten Schrittes, Anbringen eines Loches an
geeigneter Stelle der Samen untersucht. Dabei erreichten Samen mit Loch ähnliche
Keimfähigkeits- und Feldaufgangswerte wie Samen ohne Loch.
In einem zweiten Schritt zeigte es sich, daß geeignete Insektizide (Gaucho-Wirkstoff
Imidacloprid und Promet-Wirkstoff Furathiocarb) im Loch, eingelagert in einer Menge a.i.,
die der amtlichen Empfehlung bzw. der des Herstellers entsprach, die o.g. Eigenschaften
ebenfalls nicht negativ beeinflußten.
In sich anschließenden Prüfungen erwies sich der beschriebene Vorgehensweg auch gangbar
bei der Bekämpfung von Schadinsekten der Jungpflanze (Blattläuse).
Dazu wurde unter kontrollierten Licht- und Klimabedingungen an unbehandelten und
behandelte Ackerbohnen Läuse der Art Acyrthosiphon pisum (HARRIS) und an Mais Läuse
der Art Sitobion (Macrosiphum) avenae (F.) angesetzt.
Während sich an den unbehandelten Pflanzen Kolonien der Tiere bildeten, mußten auf die
behandelten Pflanzen alle 4 Stunden neue Blattläuse gesetzt werden. Die Mittelwirkung hielt
über einen Zeitraum von 7 Tagen an.
Somit war nach der Ausbildung der Jungpflanze über einen längeren Zeitraum eine toxische
Wirkung des Pflanzengewebes auf die genannten saugenden Schädlinge zu verzeichnen.
Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im Patentanspruch 2 angegeben. Es ist
möglich, alle geeigneten pflanzenverträglichen Substanzen, die eine Schutzwirkung des
Samens und der Keimpflanze bewirken, sowie auch Substanzen, die eine Verbesserung des
Wachstums zur Folge haben, einzusetzen.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist für die Pflanzenart Mais angegeben.
Ausfürungsbeispiel Mais
Für die Untersuchungen wurde Mais der Sorte "Bercema" verwendet.
Die Samen sind mit einem Spiralbohrer (Durchmesser 0,8 mm) 3 mm tief angebohrt worden.
Anschließend wurde mit einer Spritze 1,25 mg/Korn a.i. Imidacloprid in das Loch
eingespritzt. Die dabei verwendete Formulierung trocknete sehr schnell, so daß der Samen weiter
verwandt werden konnte.
Berechnet wurde die Menge wie folgt:
Die Maiskörner wogen im Schnitt 0,357 g.
Eine mögliche Dosis ist 350 g a.i./dt Saatgut.
Daraus ergibt sich 350 000 mg a.i. : 100 000 g = X : 0,375 g.
Die so vorbehandelten Maiskörner kamen dann in mit Erde gefüllte Blumentöpfe, die bei
20°C gelagert wurden.
Eine Kontrolle in Form unbehandelter Maiskörner wurde zum gleichen Zeitpunkt ausgesät.
Nach dem Keimen des Maises wurden die Töpfe zum Zeitpunkt des Zweiblattstadiums der
Pflanzen in Blattlauszuchtkäfige gesetzt und in eine Klimaprüfkammer gegeben.
Das Regime war eingestellt auf 20°C, 12 h Licht/12 h Dunkelheit
und 80% rel. Luftfeuchte.
Dann wurden täglich 2 mal (8.00 Uhr und 14.00 Uhr) 5
Blattläuse/Maispflanze auf nicht mit Blattläusen besetzte Pflanzen gegeben. Während auf den
unbehandelten Kontrollpflanzen sich die Blattläuse gut entwickelten, fielen von den
behandelten Pflanzen die Tiere immer wieder ab und starben.
Somit ist zu schlußfolgern, daß die beschrieben Methode eine Alternative zu "Klassischen
Pflanzenschutzmaßnahmen" darstellt.