Die Erfindung betrifft einen künstlich angelegten See sowie die damit in Verbindung
stehenden technischen Bauwerke und Einrichtungen, die an die speziellen Belange
des Windsurfsportes angepaßt sein sollen.
Vorbemerkung
Im Gegensatz zu vielen Sportarten wie Tennis, Golf, Reiten, Schwimmen,
Wasserski, Eislaufen, Skifahren usw. bildet das Windsurfen eine der wenigen
Ausnahmen, für die bislang noch keine speziell angepaßten Sportstätten gebaut
wurden. Einziger Sonderfall das sog. "Indoor Surfen", bei dem einige wenige
Weltklassefahrer innerhalb einer geschlossenen Halle auf äußerst eng begrenztem
Raum Wettkämpfe austragen. Der notwendige Wind wird dabei künstlich durch
Ventilatoren hergestellt.
Die breite Masse der aktiven Windsurfer hingegen mußte sich bisher mit den
naturgegebenen Möglichkeiten abfinden und entweder erhebliche Anfahrtswege
(mindestens bis zur nächsten Küste oder sogar in ein Starkwindgebiet wie z. B.
Canarische Inseln) in Kauf nehmen oder aber schwere Kompromisse bezüglich der
vorherrschenden Windverhältnisse in der näheren Umgebung in Kauf nehmen.
Besonders schmerzlich sind die Surfer immer dann betroffen, wenn sie trotz langer
und aufwendiger Anreise nur unzureichende Windverhältnisse vorfinden und auch
das passiert leider relativ häufig, denn selbst in ausgewiesenen Starkwindgebieten
gibt es keinerlei Garantie gegen tagelange Flauten.
Vor allem im Bereich von Ballungsgebieten, die weiter entfernt von der nächsten
Küste gelegen sind, gibt es daher einen erheblichen Bedarf an schnell zu
erreichenden Surfmöglichkeiten mit möglichst guten und zuverlässigen
Windverhältnissen.
Der wesentliche Faktor, auf den es beim Windsurfen ankommt, ist die
Windgeschwindigkeit. Die absolute Untergrenze für den Surfsport liegt bei ca. 4
Beaufort (endspricht ca. 6m/s) Windstärken und richtig rasant wird diese Sportart
erst bei Windgeschwindigkeiten zwischen 5 und 6 Beaufort (8 bis 13 m/s).
Im Gegensatz zu Segelbooten, die als verdrängende Wasserfahrzeuge schon auf
die kleinste Brise reagieren ist der moderne Surfsport bezüglich der
Windgeschwindigkeit erheblich anspruchsvoller, denn nur die Gleitphase wird hier
als eigentliches "Fahren" empfunden. Analog zu Motorbooten, die für die schnelle
Gleitfahrt eine Mindest-Motorleistung benötigen, die ein Vielfaches dessen beträgt,
was langsame Verdrängerfahrt erfordert, benötigt auch der Surfer eine gewisse
Mindest-Energiedichte im Wind, um die Gleitphase zu erreichen und der Spaß fängt
tatsächlich erst dann richtig an, wenn das Surfbrett mit hoher Geschwindigkeit über
die Wasseroberfläche schießt.
Das Ziel der vorliegenden Erfindungen besteht darin, unter Ausnutzung der
natürlichen Energiequellen und unter Zuhilfenahme von technischen und
bautechnischen Möglichkeiten eine Sportstätte zu schaffen, die mit
geringstmöglichem Fremdenergieeinsatz optimale Voraussetzungen für den
modernen Surfsport im Binnenland bietet.
Eine erste und grundlegende Maßnahme besteht darin, einen künstlichen See so
anzulegen, daß seine Wasseroberfläche möglichst hoch über dem mittleren Niveau
des umliegenden Geländes liegt. In diesem Punkt unterscheidet sich der Surfsee
von allen natürlich vorkommenden Binnengewässern, die bekanntermaßen ja immer
in Mulden oder Vertiefungen liegen. Strömungstechnisch gesehen bildet jede
Vertiefung eine Erweiterung des dem Wind zu Verfügung stehenden
Strömungsquerschnitts und führt dadurch zu einer Verringerung der
Windgeschwindigkeit über der Wasseroberfläche, die in der Praxis durch
angrenzende Bebauungen und Bewuchs meistens noch zusätzlich abgebremst wird
(Abb. 1).
Umgekehrt bildet jede Erhebung (Abb. 2) im Gelände eine Querschnittsverengung
mit entsprechender Anhebung der Strömungsgeschwindigkeit und hier kommt als
unterstützender Effekt das Grenzschichtverhalten der erdnahen Luftströmungen
hinzu: Infolge der Bodenreibung bewegen sich die unteren bodennahen
Luftschichten nur langsam voran, wohingegen mit zunehmender Höhe über Grund
die Windgeschwindigkeit ansteigt.
Entsprechend diesen Überlegungen sollte der Surfsee zweckmäßigerweise
möglichst auf einem flachen Bergrücken oder geeigneten Hochplateau angelegt
werden. Vor allem im letzteren Fall sind die zur Anlage des Sees notwendigen
Erdarbeiten von relativ geringem Ausmaß: Die zum bequemen Surfen optimale
Wassertiefe - als Stehrevier bezeichnet - liegt zwischen 0,5 und 1 m und folglich
reicht es aus, die vom Wasser bedeckte Fläche zu nivellieren und mit einem
niedrigen Damm zu umgeben.
Energetisch und wirtschaftlich gesehen bildet diese erste Ausbaustufe sicherlich den
besten Kompromiß zwischen Aufwand und Nutzen, denn mit einem verhältnismäßig
geringen Aufwand kann die über der Wasseroberfläche herrschende mittlere
Jahreswindgeschwindigkeit auf das zwei- bis dreifache dessen angehoben werden,
was bei natürlichen Binnengewässern bisher vorgegeben war und entsprechend
höher liegt der nutzbare Zeitanteil mit ausreichend hohen Windgeschwindigkeiten.
Ein sorgfältig ausgewählter Standort im Binnenland in Verbindung mit einer günstig
gestalteten Topographie kann Windverhältnisse aufweisen, die mit denen an der
Küste keinen Vergleich scheuen müssen.
Der Energieinput zur Aufrechterhaltung des Sees besteht im wesentlichen darin, die
durch Versickerung und Verdunstung auftretenden Wasserverluste auszugleichen
und da der See deutlich oberhalb des Grundwasserspiegels bzw. des
nächstgelegenen natürlichen Wasserreservoirs liegen dürfte, muß eine
entsprechende Pumpleistung aufgebracht werden.
Ein weiterer Vorteil dieser Ausbaustufe besteht darin, daß keinerlei technische oder
physikalische Größenbegrenzung für den See vorhanden ist. Garantierte und
definierte Windverhältnisse kann es in dieser Ausbaustufe trotz der drastischen
Verbesserungen dennoch nicht geben.
In der zweiten Ausbaustufe geht es darum, durch weitere bauliche Maßnahmen den
natürlich vorhandenen Wind zu kanalisieren und zu verstärken und damit die
nutzbaren Zeitanteil weiter zu erhöhen.
Die gewollte Windverstärkung wird durch eine Überdachung (1 in Abb. 3) der
Wasserfläche (2) erreicht, wobei in Strömungsrichtung (3) gesehen zunächst eine
Beschleunigungsstrecke (4) mit abnehmendem Querschnitt, bzw. mit abnehmender
Deckenhöhe durchlaufen wird. Über der genutzten Wasserfläche bleiben
Querschnitt und Deckenhöhe im wesentlichen konstant und erst hinter der
Nutzfläche (5) vergrößert sich der Querschnitt im sogenannten Diffusor (6), der die
Luftströmung wieder verzögert.
In dem Vertikalschnitt nach Abb. 3 sind Beschleunigungsstrecke und Diffusor
symmetrisch ausgeführt, so daß sich auch bei Umkehr der Windrichtung gleiche
Strömungsverhältnisse ausbilden. Im Grundriß kann ein solches Bauwerk als
Dreieck, Rechteck, Quadrat oder Vieleck, als Kreis, als Ellipse oder nierenförmig
ausgeführt sein, ohne daß der prinzipiell erläuterte Strömungsvorgang dadurch
gestört würde. Das wesentliche Merkmal eines solchen Bauwerkes sollte darin
bestehen, daß der Beschleunigungseffekt bei verschiedenen Windrichtungen
erhalten bleibt. Dennoch sollte sich der Grundriß an der örtlich vorherrschenden
Hauptwindrichtung orientieren, um eine möglichst gute Ausnutzung der
Wasserfläche zu ermöglichen.
Entsprechend der Bernoullischen Gleichung p + ρv2/2 = konst. wird im Bereich der
Nutzfläche ein Teil des statischen Luftdrucks in Geschwindigkeitserhöhung
umgewandelt, so daß sich unterhalb der Überdachung eine Druckabsenkung
einstellt, die in Verbindung mit der großen Dachfläche zu erheblichen Belastungen
führen kann. Aufgrund von statischen Überlegungen kann eine freitragende
Überdachung unter diesen Voraussetzungen nur eine begrenzte Größe haben und
die weiteren Anstrengungen müssen sich folglich darauf konzentrieren, eine
möglichst große Fläche mit möglichst geringem Material- und Kostenaufwand zu
überdachen.
Ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Eindämmung der Überdachungskosten zielt darauf
ab, die auf das Dach wirkenden Druckbelastungen zu kontrollieren und zu
begrenzen. Der erfindungsgemäße Ansatz besteht darin, Beschleunigungsstrecke
und Diffusor variabel zu gestalten, d. h. die Querschnittsänderungen aktiv zu
beeinflussen: Bei schwachem Wind werden die Dachenden nach oben geneigt und
auf maximale Geschwindigkeitserhöhung eingestellt. Bei Sturm könnte die gleiche
Stellung sehr leicht zu Überlastungen führen und deshalb sind die Dachenden so
konstruiert, daß sie in die Horizontale (7) gebracht und gegebenenfalls sogar bis auf
Bodennähe abgesenkt werden können (8), um die Strömungsgeschwindigkeit im
Inneren des Bauwerkes beliebig zu drosseln.
Vorzugsweise können zumindest die variablen Dachenden, d. h. die
Beschleunigungsstrecke bzw. der Diffusor als Planen mit verstellbaren
Aufhängepunkten bzw. mit variablen Zugwinkeln ausgeführt werden.
Auch für die Überdachung der Nutzfläche mit konstanter Deckenhöhe kommen
Leichtbaukonstruktionen auf der Basis von gespannten Planen in Frage. Neben den
bisher geläufigen Dachkonstruktionen könnte sich eine Bauweise aus
Tragsegmenten, die eine gespannte Plane umschließen als besonders vorteilhaft
erweisen. Bei erfindungsgemäß richtiger Konstruktion und Auslegung kann die
Plane mit ihren seitlichen Begrenzungen zusätzlich noch die Funktion eines
automatischen Druckbegrenzungsventils erfüllen. Abb. 4 zeigt ein solches
quadratisches Deckenelement, bei dem der starre Kreisbogenabschnitt (9) mit dem
vorgespannten Rand der Plane (10) im Normalfall einen engen Spalt (11) bildet. Erst
bei Überschreitung einer bestimmten Druckbelastung bewirkt der vergrößerte
Durchhang das Öffnen eines großen Überströmquerschnitts, durch den die
Dachober- mit der Unterseite verbunden wird. Die dabei einströmende Luftmasse
bewirkt einen Druckausgleich und durch den Mischvorgang der einströmenden mit
der in Bewegung befindlichen Luftmasse unterhalb des Daches wird deren mittlere
Geschwindigkeit herabgesetzt. Das Tragwerk (12) befindet sich hier sinnvollerweise
oberhalb der Plane, um im Inneren des Bauwerks eine möglichst glatte und
strömungsgünstige Deckenwandung zu erzeugen.
Während die zuerst erwähnte Querschnittsregelung der Dachenden träge reagiert
und aktiv herbeigeführt werden muß, arbeitet die Überdruckregelung passiv und
praktisch völlig verzögerungsfrei. Sicherlich wird erst durch die Kombination von
beiden Regelungsmechanismen ein optimales Betriebsergebnis (d. h. maximale
Windgeschwindigkeitserhöhung) bei gleichzeitiger Einhaltung der erforderlichen
Sicherheitsstandards ermöglicht.
Auch wenn Stützen im Bereich der Nutzfläche hinderlich sind, so kann es aus
statischen Gründen durchaus sinnvoll sein, im Zentrum der Überdachung einen oder
mehrere große Pylons (13 in Abb. 5)) anzubringen, die nach Art von Hängebrücken
die Vertikallasten über Stahlseile auffangen. Durch eine solche Konstruktion läßt
sich der Materialeinsatz gegenüber einer völlig freitragenden Bauweise sicherlich
deutlich verringern, bzw. die maximal mögliche Überdachungsfläche läßt sich
entsprechend vergrößern.
Die dritte Ausbaustufe macht den Surfsee vom natürlich vorhandenen Wind völlig
unabhängig, denn hier wird künstlicher Wind durch den Einsatz von Ventilatoren (14
in Abb. 5) erzeugt. Umso wichtiger ist es hier, die eingesetzte Fremdenergie
möglichst effektiv zu nutzen, d. h. den auf die Nutzfläche bezogenen spezifischen
Energieverbrauch zu minimieren. Im Anhang "Energetische Abschätzung" wird eine
erste Vorstellung über die Größenordnungen von Antriebsleistung und spezifischem
Energieverbrauch hergeleitet:
Eine ungeführte freie Strömung hinter einem Ventilator beginnt schon nach einer
relativ kurzen Strecke (ca. 5-facher Strahldurchmesser) sich wieder aufzulösen, da
der durch den Ventilator erzeugte Luftstrahl sich schnell mit den umgebenden
Luftschichten vermischt und bei diesem Mischvorgang abgebremst wird.
Energetisch und ökologisch verantwortbar kann die künstliche Winderzeugung für
ein größeres Areal nur dann sein, wenn der Luftstrom über eine längere Strecke
zwangsgeführt wird. Eine Überdachungslänge von mindestens 20-facher
Deckenhöhe (bzw. ca. 20-fachem Strahldurchmesser) vervierfacht die Nutzfläche
und viertelt somit den spezifischen Energieverbrauch. Außerdem ist eine
Überdachung unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz von Beschleuniger und
Diffusor, die nochmals etwa eine Halbierung des Energieverbrauchs erwarten
lassen.
Als weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung kommen darüber hinaus in Frage:
- - Energetische Optimierung der Ventilatoren (hoher Antriebswirkungsgrad und
möglichst großer Durchmesser der Luftschrauben, um einen möglichst großen Anteil
des Beschleunigungsquerschnitts abzudecken zur Minimierung der Mischungsverluste).
- - Die schon oben erwähnten variablen Dachenden können als seitliche
Begrenzungswände bis auf den Boden abgesenkt werden, so daß man tatsächlich
einen allseitig geschlossenen Strömungskanal ausbilden kann, der auch an seinen
seitlichen Rändern so gut wie keine Verwirbelungsverluste hat. Vor allem bei
rechteckigen Grundrissen läßt sich diese Möglichkeit besonders gut anwenden.
- - Desweiteren wird vorgeschlagen, die Ventilatoren als fahrbare Einheiten auf der
Dammkrone anzuordnen und sie je nach Windrichtung so zu positionieren, daß die
vorherrschende Grundwindgeschwindigkeit zur Energieersparnis ausgenutzt wird.
Die Ventilatoren müssen dann den Naturwind nur noch soweit verstärken, daß die
Mindestenergiedichte für den Surfbetrieb erreicht wird. Erst bei völliger Windstille
wird von den Ventilatoren die volle Leistung abverlangt. Praktischerweise können
Gleise auf der Dammkrone installiert werden, damit die fahrbaren Einheiten sicher
geführt sind und die auftretenden Seitenkräfte zuverlässig in den Boden eingeleitet
werden.
Die Gleisanlage kann auch dazu benutzt werden, fahrbare Tribünenelemente bei
Show- oder Wettkampfveranstaltungen in die jeweils günstigste Position zu bringen.
Auch diese Elemente können die Funktion der seitlichen Strömungsführung
übernehmen.
Der Vollständigkeit halber soll hier auch noch eine vierte Ausbaustufe erwähnt
werden, die dem eingangs erwähnten "Idoor Surfen" insofern am nächsten kommt
als daß sie ebenfalls auf 100% künstlich erzeugtem Wind basiert.
Der entscheidende Unterschied zu der bisher geläufigen Praxis besteht jedoch
darin, daß der Luftstrom auch hier geführt wird und zwar nicht in einem offenen
Kreislauf - wie z. B. in Ausbaustufe drei -, sondern in einem geschlossenen.
Gegenüber der energetisch schon recht günstigen Diffusorlösung hat diese
Ausführung den Vorteil, daß überhaupt keine Bewegungsenergie mehr mit der
abströmenden Luftmasse verloren geht: Nachdem die innerhalb des Gebäudes
befindliche Luftmasse einmal beschleunigt ist, müssen nur noch die durch den
Surfbetrieb und durch Reibung entstehenden Verluste ausgeglichen werden. Die
dazu notwendige Ventilatorleistung dürfte sich dabei mindestens nochmals
halbieren. Allerdings fällt hier die Unterstützung durch den Naturwind völlig weg,
so daß die tatsächliche Energieersparnis deutlich geringer ausfallen dürfte.
Abb. 6 zeigt beispielhaft den Grundriß einer ovalen Surfhalle, deren Luftstrom von
zwei Ventilatorebenen (15) angetrieben, bzw. aufrechterhalten wird. Es ist durchaus
denkbar, daß nur eine Ebene zum Antrieb völlig ausreicht. Die Trennwand (16) in
der Mitte muß selbstverständlich bis zur Decke hochgezogen sein und auch hier
bietet es sich an, den Bereich als Tribüne zu nutzen. Nachteilig ist hier die Teilung
der schraffierten Nutzfläche durch die Trennwand, denn dadurch halbiert sich die
surfbare Fahrtstrecke, die im wesentlichen immer senkrecht zur Windrichtung
verläuft. Um die beim Halsenmanöver verlorengegangene Höhe wieder
gutzumachen, sollte die verfügbare Fahrtstrecke mindestens 100m, besser 150-
200m betragen. Daraus wird ersichtlich, daß eine so konstruierte Halle riesige
Abmessungen haben muß, um einen brauchbaren Surfbetrieb zu ermöglichen.
Nachteilig ist auch der gewaltige Flächenverbrauch für die Umlenkungen des
Luftstroms, die wegen der großen Radien aus aerodynamischer Sicht allerdings
günstig sind.
Sehr viel ökonomischer in der Flächenausnutzung ist eine Hallenkonstruktion nach
Abb. 7, bei der der Luftstrom in einer zweiten Ebene oberhalb des
Nutzungsbereiches zurückgeführt wird. Die relativ scharfen Umlenkungen sollten
hier durch geeignete Umlenkhilfen verlustarm gestaltet werden. Falls die
Zwischendecke freitragend und ausreichend tragfähig ist, kann die obere Etage für
trockene Aktivitäten wie z. B. Strandsegler genutzt werden.
Besonders attraktiv ist die Sportstätte sicherlich dann, wenn unterschiedliche
Ausbaustufen räumlich eng verknüpft sind und zu einem Surfpark zusammengefaßt
werden. So ist die Kombination eines großzügig bemessenen offenen Surfsees nach
Ausbaustufe 1 mit einer künstlich ventilierten und/oder überdachten und von daher
zwangsläufig auch kleineren Sportstätte nach Stufe 3 oder 4 mit Sicherheit
besonders interessant, denn der Surfer hat hier in jedem Fall die Gewähr, daß seine
Anfahrt auf keinen Fall vergebens ist und er schlimmstenfalls nur den höheren
Eintrittspreis für die Nutzung des künstlichen Windes bezahlen muß.
Darüberhinaus kann eine Reihe von weiteren Infrastrukturmaßnahmen sinnvoll sein,
um die Attraktivität weiter zu erhöhen:
- - Übernachtungsmöglichkeiten wie Campingplatz und/oder Sporthotel sowie
angeschlossene Gastronomie.
- - Sauna, damit man sich vor allem in der kalten Jahreszeit unmittelbar nach dem
Wasserkontakt aufwärmen kann. In Verbindung mit entsprechender Surfbekleidung
ist damit eine wichtige Voraussetzung für Ganzjahresbetrieb gegeben.
- - Surfschule und Surfshop mit der Möglichkeit, neues Surfmaterial direkt vor Ort
auszuprobieren.
- - Schwimmbad, Liegewiese, Kinderspielplatz etc.etc., um den nichtsurfenden
Familienmitgliedern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
- - Eine Trockenübungsfläche (Rasen oder benetzte Sandfläche) für Strandsurfer (eine
Art Skateboard mit vergrößerten Rädern), durch die der Schulungsbetrieb didaktisch
wertvoll unterstützt werden kann und die bei zu schwachem Surfwind als
Ausweichmöglichkeit dienen kann.
- - Ständige Registrierung und Aufzeichnung der lokalen Windverhältnisse mit
telefonischer Abfragemöglichkeit
Anhang: Energetische Abschätzung
In diesem Abschnitt soll ein erster Eindruck über die Größenordnung des
erforderlichen Energieaufwandes gegeben werden. Selbstverständlich müssen bei
einer konkreten Projektplanung die hier gemachten Annahmen genauer überprüft
und durch Versuche und Messungen unterstützt und präzisiert werden.
Annahme: Um einen schon anspruchsvollen und rasanten Surfbetrieb zu
ermöglichen, soll eine Luftschicht von 10m Höhe auf eine Geschwindigkeit von v =
10 m/s (= 36 km/h entspricht knappe 6 Windstärken) beschleunigt werden. Pro 10 m
Fahrtstrecke quer (senkrecht) zum Wind ergibt sich damit eine Querschnittsfläche A
von
A = 10 m × 10 m = 100 m2 in die bei einer Windgeschwindigkeit von v = 10 m/s ein
Volumenstrom von
V = A × v = 100m2 × 10 m/s = 1000 m3/s einströmt.
Bei einer Luftdichte von 1,2 kg/m3 (Norm-Atmosphäre DIN 5450 bei 200 m über NN
und 14°C) hat der einströmende Massenstrom die Größe
m = V × ρ =1000 m3/s × 1,2 kg/m3 = 1200 kg/s.
Die in dem Massenstrom enthaltene Bewegungsenergie hat eine Leistung von
Pkin = m/2 × v2 = 600 kg/s × 100 m2/s2 = 60.000 kgm/s2 × m/s = 60.000 Nm/s = 60 kW.
Bei einem angenommenen Luftschraubenwirkungsgrad von 80% ergibt sich die
erforderliche Antriebsleistung pro 10 m Fahrtstrecke zu
P10m = 60 kW/0,8 = 75 kW.
Für einen komfortablen Surfbetrieb sei eine Fahrtstrecke von 200m geplant, womit
sich die Gesamtleistung zu
P = 20 × P10m = 20 × 75 kW = 1500 kW ergibt.
Bei einem freien, d. h. ungeführten Luftstrahl könnte die nutzbare Breite etwa das
fünffache der Höhe, also in diesem Beispiel 50m betragen. Die vom Wind
bestrichene Nutzfläche hat dann 200m × 50m = 10.000m2 = 1ha und auf ihr können
etwa 10 Surfer fahren, ohne sich allzusehr ins Gehege zu kommen. Der spezifische
Energieverbrauch beträgt in diesem Fall
Pspez0 = 1500 kW/10.000m2=0,15 kW/m2= 150 W/m2
und auf jeden Surfer bezogen
PS0 = 1500 kW/10 Surfer = 150 kW/Surfer.
Durch eine Überdachung kann die nutzbare Breite mindestens vervierfacht werden
womit die Nutzfläche auf 200m × 200m = 40.000m2 = 4 ha ansteigt. Die spezifischen
Werte vierteln sich dabei auf:
Pspez1 = 1500 kW/40.000m2 = 0,0375 kW/m2 = 37,5 W/m2 und
SS1 = 1500 kW/40 Surfer = 37,5 kW/Surfer.
Eine weitere Absenkung des Energieverbrauchs kann durch Einsatz eines Diffusors
erreicht werden. Es kann angenommen werden, daß sich ohne allzugroße Verluste
durch Strömungsablösung eine Querschnittserweiterung auf das 1,5-fache des
Nutzungsquerschnitts realisieren läßt. Die Luft darf bei diesen langsamen
Strömungsvorgängen als inkompressibel betrachtet werden, womit sich die
Austrittsgeschwindigkeit am Diffusorende zu
vD = v/1,5=10m/s/1,5 = 6,7m/s ergibt.
Die am Diffusoraustritt sekündlich verlorengehende Bewegungsenergie entspricht
bei gleichem Massendurchsatz, d. h. unter unveränderten Nutzbedingungen einer
Leistung von
PkinD = m/2 × vD2 = 600 kg/s × 44,4 m2/s2 = 26.666 kgm/s2 m/s = 26,6 kW pro 10 m
Fahrtstrecke und muß auch hier von den Luftschrauben mit ihrem Wirkungsgrad von
0,8 aufgebracht werden, womit sich die Antriebsleistung pro 10 m Fahrtstrecke zu
P10D = 26,6 kW/0,8 = 33,2 kW ergibt.
Die Gesamtleistung bei 200m Fahrtstrecke beträgt nun P2 = 20 x 33,2 kW = 665 kW,
der flächenspezifische Energieverbrauch liegt bei
Pspez2 = 665 kW/40.000m2 = 0,0166 kW/m2 = 16,6 W/m2
und pro Surfer ist er auf
PS2 = 665 kW/40 Surfer = 16,6 kW gesunken.
(Anmerkung: Da es über Diffusoren dieser Größenordnung und Formgebung nur
geringe Erfahrungen gibt, sind diese Werte mit einer hohen Unsicherheit behaftet
und müssen gegebenenfalls durch genauere Berechnungen und Modellversuche
erhärtet werden. Prinzipiell wären noch weitaus größere Verzögerungsverhältnisse
mit entsprechender Energieeinsparung denkbar; die Praxis setzt hier allerdings
Grenzen durch die Ablösungstendenz der Strömung, wenn man sie zu stark und zu
plötzlich verzögert. Eine möglicherweise sinnvolle Alternative zu Diffusoren am Ende
der Nutzungsfläche wäre eine Deckenkonstruktion, die über der gesamten
Nutzungsfläche eine einstellbare schwache Neigung zuläßt, wodurch die gesamte
Nutzungsfläche als hochwirksamer und strömungstechnisch optimaler Diffusor
wirken würde, da infolge der schwachen Neigung kaum noch Ablösungstendenzen
zu befürchten wären. Für den Surfer hätte dies den Vorteil, daß er sich die für ihn
passenden Windverhältnisse in gewissen Grenzen selbst auswählen könnte: Direkt
hinter der Ventilatorebene ist in diesem Fall der Wind am stärksten und mit
zunehmender Entfernung wird der Wind ganz allmählich schwächer. Abb. 8 zeigt
eine schwenkbare Deckenkonstruktion, deren Drehpunkt der Aufhängepunkt der
Seile am Pylon ist. Hier bildet der Damm im Zusammenwirken mit der abgerundeten
Dachkante die notwendige Querschnittsverengung im Einlaufbereich. Gegenüber
einer Planenkonstruktion hat diese dicke und steife Dachkante den Vorteil, daß
kaum Flatterneigungen zu befürchten sind.)
Dieser immer noch relativ hohe Wert hängt damit zusammen, daß der größte Teil
des beschleunigten Luftstromes praktisch völlig ungenutzt am Ende der
Nutzungsfläche bzw. am Diffusoraustritt ausströmt. Bei einem völlig geschlossenen
Luftkreislauf wie in Abb. 6 u. 7 fallen diese Verluste aber nicht an und die
spezifischen Werte dürften damit nochmals auf die Hälfte oder gar ein Viertel der
Diffusorwerte absinken:
(Pspez3 = 4 bis 8 W/m2 und PS3 = 4 bis 8 kW pro Surfer).
In diesem Zusammenhang ist auch eine Abschätzung der von einem einzigen Surfer
absorbierten Leistung interessant: Bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 40 km/h =
11 m/s und einer Schleppkraft von schätzungsweise 20% des Körpergewichts, also
0,2 × 75 kp = 15 kp = 150 N beträgt die absorbierte Leistung P = 150N × 11 m/s =
1666 Nm/s = 1,66 kW und mit den Strömungsverlusten am Segel dürfte der Wert
eher im Bereich von 2 kW pro Surfer liegen. Damit markiert dieser Wert die absolute
theoretische Untergrenze dessen, was in einem geschlossenen Kreislauf bei
verlustloser Strömungsführung erreichbar wäre.
Bei der Beurteilung der hier ermittelten Leistungs- und Verbrauchswerte sollte
darauf hingewiesen werden, daß es sich hier eher um Obergrenzen handelt, denn
die hier gemachten Annahmen über Deckenhöhe, Windgeschwindigkeit und
Belegungsdichte sind recht großzügig bemessen und schon eher auf Show- und
Wettkampfbedingungen zugeschnitten. Die Auslegung der Anlage insgesamt und
insbesondere die Bemessung der maximal verfügbaren Ventilatorleistung sollte
tatsächlich auch so erfolgen, daß diese Bedingungen auf jeden Fall erfüllt werden
können.
Im zivilen Alltagsgebrauch dagegen kann man den Surfern sicherlich den Verzicht
auf Sprünge (wegen Deckenhöhe) und die Verwendung von größeren Segeln
(wegen Windstärke) zumuten und damit auf die Parameter Einfluß nehmen, die den
Energieverbrauch ganz wesentlich bestimmen:
Eine Absenkung der Windgeschwindigkeit von 10 auf 7 m/s (entspricht 4,5 Beaufort)
halbiert bereits den Energieverbrauch, eine Absenkung der Deckenhöhe von 10 auf
6m lichte Höhe erspart weitere 40% Antriebsleistung und aus diesem Beispiel
(Offenes Diffusorsystem unter Maximalbedingungen: 16,6 kW pro Surfer/unter
Minimalbedingungen: 5 kW pro Surfer) wird klar, wie wichtig es ist, die gesamte
Anlage möglichst flexibel und variabel zu gestalten. Die unbedingt notwendige und
möglichst verlustarme Regelung der Ventilatoren kann sinnvollerweise durch eine
höhenverstellbare Decke (z. B. hydraulisch ausfahrbarer Pylon) ergänzt werden.
Bei der Beurteilung der ökologischen Gesamtbilanz sollte nicht vergessen werden,
daß ein Surfer, der zum Wochenende an die Küste fährt, im Schnitt etwa genauso
lange hinter dem Lenkrad sitzt, wie er auf dem Surfbrett steht. Unter diesem Aspekt
müßte eine Anlage mit Diffusorlösung (16,6 kW pro Surfer gegenüber etwa 50 kW
bei zügiger Autobahnfahrt) bereits eine deutlich positive Ökobilanz aufweisen.
Interessant ist auch die nähere Betrachtung des flächenspezifischen
Energieverbrauchs, der mit 16,6 W/m2 bei der Diffusorlösung nur ein Bruchteil dessen beträgt,
was mit zeitgemäßer Photovoltaik (ca. 100 W/m2) erreichbar ist. Schon durch eine
Teilbelegung der Dachfläche mit Solarzellen ist es ohne weiteres möglich, die
Anlage mit einer positiven Gesamtenergiebilanz zu betreiben. Das vor allem
während der Sommermonate häufige Auftreten von Flaute in Kombination mit
Sonnenschein macht eine solche Auslegungsvariante besonders interessant.