Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Leder, gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte: (a) Auftragen mindestens eines kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittels auf Leder durch Rollcoating und/oder Walzenauftrag und/oder Spritzauftrag, und nachfolgend (b) Behandeln des Leders mit einem anionischen Lederbehandlungsmittel im Fass.
Beschreibung[de]
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von
Leder und die Verwendung von wasserlöslichen, kationischen oder amphoteren Hilfsmitteln
zur Oberflächenveredlung von Leder.
Die Herstellung von Leder und Pelzen aus Häuten und Fellen verläuft
gewöhnlich in mehreren Schritten. Nach den vorbereitenden Arbeiten der Wasserwerkstatt,
wie Enthaaren, Entfleischen, Entkälken und Beizen besteht eine typische Abfolge
aus Gerbung, Nachgerbung, Färbung, Fettung und Zurichtung. Die einzelnen Arbeitsschritte
lassen sich dabei noch in weitere Untereinheiten aufteilen.
Das Ziel des Gerbens ist, das Fell oder die Haut in ein stabiles,
nicht verderbendes Material umzuwandeln. Dies wird erreicht, indem Kollagenfasern
im Fell oder in der Haut in ein stabiles Produkt umgewandelt werden, welches nicht
faulend ist. Darüber hinaus verbessert das Gerben eine Reihe von Eigenschaften des
Fells oder der Haut, wie zum Beispiel Formstabilität, Abriebfestigkeit, Beständigkeit
gegenüber Chemikalien und Wärme, verbesserte Geschmeidigkeit und die Fähigkeit,
wiederholte Zyklen des Nasswerdens und Trocknens zu überdauern.
Unter Nachgerbung versteht man die Nachbehandlung von vorgegerbtem
Leder, um Farbe, Egalität, Weichheit, Fülle sowie das Verhalten gegen Wasser (Hydrophobie)
zu optimieren und Gerbstoffe zu fixieren. Im Anschluss an die Nachbehandlung werden
die im Allgemeinen anionischen Nachbehandlungsmittel durch kationische Polymere
fixiert.
Besonders die Gerbung, Nachgerbung und Färbung werden dabei gewöhnlich
in so genannten Gerbfässern unter Verwendung wässriger Gerbstoff-/Nachgerbstoff-Lösungen
oder -Dispersionen respektive Farbstofflösungen durchgeführt. Ein Großteil der verwendeten
Gerbstoffe und Gerbereihilfsmittel wird dabei als pulverförmiger Feststoff und/oder
Lösung den Gerbfässern (Flotten) zugesetzt.
Die Nachbehandlung von Leder ist beispielsweise in „Das Leder",
Heft 4/1996, Seiten 74 bis 83 und „Das Leder", Heft 7+8/1996, Seiten 157–171
beschrieben.
Nachteilig bei derartigen Nachbehandlungsmethoden in Gerbfässern ist,
dass beispielsweise der Farbstoff oder das Fett nicht homogen auf dem Leder fixiert
wird, so dass keine gezielte Modifizierung des Leders möglich ist. Insbesondere
ist bei einer Fassbehandlung keine Differenzierung zwischen der Fleisch- und Crustoberseite
des Leders möglich. Darüber hinaus bilden sich manchmal zwar starke, aber nicht
gezielte bzw. gewünschte Ungleichmäßigkeiten aus. Ferner sind insbesondere beim
Färben von Leder große Farbstoffmengen notwendig. Die so behandelten Leder weisen
darüber hinaus in der Regel ein recht geringes Echtheitsniveau auf.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist somit die Bereitstellung eines
Verfahrens zur Behandlung von Leder, das die Nachteile der Verfahren des Standes
der Technik vermeidet.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Behandlung von Leder gelöst.
Das Verfahren zur Behandlung von Leder ist in einer ersten Ausführungsform
durch die folgenden Verfahrensschritte gekennzeichnet:
(a) Auftragen mindestens eines kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittels
auf Leder durch Rollcoating und/oder Walzenauftrag und/oder Spritzauftrag und nachfolgend
(b) Behandeln des Leders mit einem anionischen Lederbehandlungsmittel im Fass.
Die genaue Durchführung von Rollcoating, Walzenauftrag und Spritzauftrag
sind in Band 5 und 6 von „Bibliothek des Leders" beschrieben und dem Fachmann
bekannt.
Das Leder wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren gegebenenfalls zwischen
den Verfahrensschritten (a) und (b) sowie im Anschluss an Verfahrensschritt (b)
getrocknet. Die Trocknung kann mit üblichen, dem Fachmann bekannten Verfahren, beispielsweise
Hängetrocknung, Vakuumtrocknung oder Spannrahmentrocknung durchgeführt werden. Je
nach Arbeitsbedingungen können die Temperaturen zwischen 40 und 90 °C
liegen.
Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Behandlung von Leder in einer zweiten Ausführungsform, das durch die folgenden Verfahrensschritte
gekennzeichnet ist:
(a) Auftragen mindestens eines kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittels
auf Leder durch Rollcoating und/oder Walzenauftrag und/oder Spritzauftrag bei gleichzeitigem
Einsatz organischer und/oder anorganischer Pigmente und/oder anionischer Lederbehandlungsmittel,
(b) gegebenenfalls Trocknen des so behandelten Leders.
Das in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete kationische oder
amphotere wässrige Behandlungsmittel umfasst vorzugsweise ein Epichlorhydrinamin-Polymer.
Das in den erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Polymer weist vorzugsweise eine
gewichtsmittlere Molmasse von 1·102 bis 2·105
g/mol, bevorzugt 1·103 bis 1·105 g/mol, besonders
bevorzugt 4·103 bis 5·104 g/mol, auf.
Die Konzentration des Polymers in Wasser beträgt vorzugsweise 5 bis
50 Gew.-%, besonders bevorzugt 10 bis 35 Gew.-%, insbesondere 18 bis 25 Gew.-%,
jeweils bezogen auf Wasser.
In einer besonderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist das kationische oder amphotere wässrige Behandlungsmittel aus Amineinheiten
und Epichlorhydrineinheiten aufgebaut. Das Verhältnis von Amineinheiten zu Epichlorhydrineinheiten
beträgt dabei vorzugsweise 0,8 : 1,2 bis 1,2 : 0,8, bevorzugt 0,9 : 1,1 bis 1,1
: 0,9, besonders bevorzugt 0,92 : 1,08 bis 1,08 : 0,92.
Die Amineinheiten können aus einem einzigen oder aber aus mehreren,
beispielsweise 2 oder 3, unterschiedlichen Aminen gebildet werden. In einer besonderen
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst das Epichlorhydrinamin-Polymer
Amineinheiten, die aus 0,5 bis 0,8, vorzugsweise 0,6 bis 0,7, Anteilen Dimethylaminopropylamin
und 0,2 bis 0,5, vorzugsweise 0,3 bis 0,4, Anteilen Benzylamin zusammengesetzt sind.
Das kationische Hilfsmittel weist vorzugsweise mindestens zwei allgemeine
Struktureinheiten (I) und (II) auf
wobei R1, R2, R3, R4 und R5
die folgende Bedeutung haben:
R1 und R2: -(CH2)3N(CH3)2,
-CH2C6H5, -(CH2)2NH2,
-(CH2)2OH, -(CH2)2NH(CH2)2NH2
R3: H oder Alkyl,
R4 und R5: H oder OH.
Die allgemeinen Struktureinheiten (I) und (II) sind in dem Epichlorhydrinamin-Polymer
statistisch, alternierend oder als Blöcke vorhanden.
Das nach der Behandlung mit dem kationischen oder amphoteren wässrigen
Behandlungsmittel verwendete anionische Lederbehandlungsmittel ist vorzugsweise
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Farbstoffen, Fettungsmitteln und Nachgerbungsmitteln.
Dabei kann das anionische Lederbehandlungsmittel mehrere der vorgenannten Eigenschaften
(Färben, Fetten, Nachgerben) zugleich aufweisen. Als Farbstoffe kommen die üblicherweise
eingesetzten Lederfarbstoffe in Frage, beispielsweise natürliche Farbstoffe, ferner
synthetische Farbstoffe, wie z. B. anionische Farbstoffe, Metallkomplexfarbstoffe,
Direktfarbstoffe, kationische Farbstoffe oder Schwefelfarbstoffe. Unter Farbstoffen
sind auch Pigmente, d. h. in Wasser weitgehend unlösliche Farbstoffe zu verstehen.
Beispiele für geeignete Pigmente sind Helizarin-Pigmente (nichtionisch) oder Lepton-Pigmente
(anionisch). Darüber hinaus beschreibt E. Heidemann in „Fundamentals of Leather
Manufacture", Verlag Eduard Roether KG, Seite 432 bis 448, geeignete Farbstoffe.
Als Fettungsmittel kommen die üblichen für die Fettung von Leder gebräuchlichen
Mittel in Betracht. Es handelt sich vorzugsweise um
a) Fettungsmittel auf der Basis von tierischen Fetten, z. b. Fischöl, Klauenöl,
Wollfett oder Lardöl,
b) Fettungsmittel auf der Basis von pflanzlichen Fetten, z. B. Rizinusöl, Kokosöl
oder Olivenöl,
c) Synthetische Fettungsmittel, wie z. B. Chlorierungs- und Sulfochlorierungsprodukte
von Paraffinkohlenwasserstoffen, synthetische Fettsäureester und
Esteröle,
d) Mineralöle und andere petrochemische Produkte.
Vorzugsweise sind diese Fettungsmittel durch Sulfatierung, Sulfitierung
oder Bildung von Sulfonsäuren modifiziert, so dass sie in Wasser löslich oder emulgierbar
sind. Man kann auch ein Fettungsmittelgemisch einsetzen, dessen einer Teil emulgierende
Eigenschaften besitzt und so für den restlichen Teil als Emulgator wirkt. Geeignet
sind hierfür z. B. sulfatierte Fettalkohole. Diese Fettungsmittel werden vorzugsweise
als wässrige Lösungen oder Emulsionen eingesetzt.
Als mineralische Gerbstoffe kommen die bekannten Chrom-, Aluminium-,
Eisen- oder Zirkoniumsalze in Betracht, beispielsweise Chrom(III)chlorid oder -sulfat,
Chromalaun, gegebenenfalls basisches Aluminiumchlorid oder -sulfat, Eisen(III)chlorid
oder -sulfat, Zirkonoxychlorid und Zirkoniumsulfat. Bei den polymeren Nachgerbstoffen
handelt es sich z. B. um Polyacrylate, Copolymere enthaltend Acrylate, Polyurethane
oder Polybutadiene. Darüber hinaus können auch synthetische Nachgerbstoffe verwendet
werden, beispielsweise synthetische, anionische, aromatische Gerbstoffe (auch Syntane
genannt), sowie deren nicht kondeniserte Vorprodukte bzw. die Alkalimetall- und
Ammoniumsalze dieser Verbindungen.
Als Vorprodukte kommen zum Beispiel Naphthalin, Diphenyl, Terphenyl,
Phenole, Kresole, 4,4-Dihydroxydiphenylsulfon, &bgr;-Naphthol, Dihydroxybenzole,
Resorcin, 2,2-Bis-(hydoxyphenyl)propan und Diarylether wie Diphenylether und Ditolylether
in Betracht, die in an sich bekannter Weise zu den anionischen nicht kondensierten
Vorprodukten sulfoniert werden.
Als anionische aromatische Syntane sind jene zu erwähnen, welche durch
Kondensation der sulfonierten Vorprodukte allein oder zusammen mit weiteren, meist
unsulfonierten Vorprodukten mit Formaldehyd und/oder Harnstoff erhältlich sind,
wie beispielsweise
(I) Kondensationsprodukte aus sulfoniertem Phenol oder Kresol und Formaldehyd,
(II) Kondensationsprodukte aus Naphthalinsulfonsäure und Formaldehyd,
(III) Formaldehyd-Kondensationsprodukte von 4,4-Dihydroxyphenylsulfonen mit
(Hydroxy)-arylsulfonsäuren,
(IV) Formaldehyd-Kondensationsprodukte von sulfogruppenhaltigen aromatischen
Hydroxyverbindungen mit Aralkylhalogeniden,
(V) Harnstoff-Formaldehyd-Kondensationsprodukte von Phenolen und Phenolsulfonsäuren,
(VI) Umsetzungsprodukt aus Phenol und einem Sulfonierungsmittel, wobei das Molverhältnis
(Phenol):(SO3) (1):(1,1-2,2) beträgt.
(VII) Kondensationsprodukte aus sulfonierten Diarylethern und Formaldehyd,
(VIII) Kondensationsprodukte aus sulfonierten Di- oder Terphenylen und Formaldehyd,
(IX) Kondensationsprodukte aus 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon und sulfoniertem
4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon mit Formaldehyd und
(X) Formaldehyd-Kondensationsprodukte aus Diarylethersulfonsäure und 4,4'-Dihydroxydiphenylsulfon.
Die Kondensationsprodukte der Typen (I)–(III), (V) und (VII)–(X)
sind z. B. aus Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie Bd. 16, (4), 140 (1979)
bekannt und können nach den in den dort angegebenen Referenzen beschriebenen Verfahren
hergestellt werden.
Kondensationsprodukte des Typs (IV) und deren Herstellung sind aus
GB-C-986621 bekannt.
Kondensationsprodukte des Typs (V) und deren Herstellung sind aus
GB-C-890150 und 935678 bekannt.
Das Umsetzungsprodukt des Typs (VI) und dessen Herstellung sind aus
EP-A-0 245 205 bekannt. Diese Umsetzungsprodukte können nach an sich bekannten Methoden
zu Produkten des Typs (V) kondensiert werden (vgl. zum Beispiel GB-C-683084).
Diese Nachgerbstoffe sind bekannt und zum großen Teil im Handel erhältlich.
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird
das kationische oder amphotere wässrige Behandlungsmittel in Verfahrensschritt (a)
nur auf die Crust-Oberfläche des Leders aufgetragen, so dass das anionische Lederbehandlungsmittel
vorzugsweise auf dieser Seite des Leders gebunden wird.
Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung
von kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmitteln zur
Oberflächenbehandlung, insbesondere Oberflächenveredelung, von Leder-Halbfabrikaten.
Dabei wird in einer bevorzugten Ausführungsform ein wie oben beschriebenes kationisches
oder amphoteres wässriges Behandlungsmittel verwendet.
Diese kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittel werden
vorzugsweise zur Fixierung von Farbstoffen, Pigmenten und/oder Fetten auf einer
Lederoberfläche, insbesondere Crust-Oberseite anstelle der Fleischseite, zur Reduzierung
des Farbstoffeinsatzes bei Volltönen, zur Verbesserung der Echtheit von Pigmentaufträgen,
zur Herstellung von Fleckleder, zur Erzeugung modischer Effekte, zur Erzeugung von
Zwei-Farb-Effekten durch anschließendes Fassfärben und/oder zur Erreichung eines
höheren Echtheitsniveaus verwendet.
Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind Leder-Halbfabrikate,
die durch wasserlösliche, kationische oder amphotere Polymere behandelt worden sind.
Bezüglich dieser wasserlöslichen, kationischen oder amphoteren Polymere wird auf
obige Ausführungen verwiesen. Vorzugsweise eignet sich als kationisches oder amphoteres
wässriges Behandlungsmittel ein wie oben beschriebenes Epichlorhydrinamin-Polymer.
Die vorliegende Erfindung zeigt gegenüber dem Stand der Technik eine
Vielzahl an Vorteilen.
Die wässrigen, kationischen oder amphoteren Hilfsmittel ziehen kontrolliert
auf das Leder auf. Dadurch wird beispielsweise ein Farbstoff oder ein Fett sehr
gut auf dem Leder fixiert. Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist es somit möglich,
ein hohes Echtheitsniveau des behandelten Leders (Farbechtheit) zu erhalten und
gleichzeitig die einzelnen Rezepturkosten zu reduzieren. Darüber hinaus wird die
Lederqualität insgesamt verbessert, insbesondere bezüglich Egalität, Farbtiefe und
Fehleranzahl. Durch Kombination des erfindungsgemäßen Verfahrens mit dem erfindungsgemäßen
kationischen Hilfsmittel ist es möglich, Modifizierungen der Lederoberflächen zu
bewirken. So können beispielsweise nur bestimmte Bereiche des Leders gefärbt bzw.
gefettet werden. Darüber hinaus ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren die Herstellung
von bedrucktem oder gemustertem Leder. Beispiele hierfür sind Wolkeneffekte oder
eine gezielte Ungleichmäßigkeit auf dem Leder.
Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert.
1. Herstellung eines erfindungsgemäßen Epichlorhydrin-Dimethylaminopropylamin/Benzylamin-Polymers:
1020 g (10 mol) Dimethylaminopropylamin und 267,5 g (2,5 mol) Benzylamin
werden in 1519,1 g Wasser gemischt. Die Lösung/Suspension wird für 1 h auf 50 °C
erwärmt. Anschließend wird bei einer Geschwindigkeit von 16 ml/min 931 ml Epichlorhydrin
(1098,4 g/11,875 mol) zugetropft, bis kein freies Alkylierungsmittel (Preußmann-Test)
mehr nachgewiesen werden kann. Anschließend wird zwei Stunden bei 85 °C gerührt,
bis kein freies Alkylierungsmittel mehr nachgewiesen werden kann. Die Reaktionsmischung
wird abgekühlt und mit 85%iger Ameisensäure auf einen pH-Wert von 7,0 eingestellt.
2. Arbeitsweise zur Verbesserung des Echtheitsniveaus (ohne
Pigment):
Ein handelsübliches, ungefärbtes Chrom-Crustleder ausgegerbt bzw.
hergestellt mit synthetischen, vegetabilen oder mineralischen Gerbstoffen, gefettet
mit handelsüblichen Fettungsmitteln, wird mittels Spritzauftrag mit 50 Teilen, gelöst
in 950 Teilen Wasser, der erfindungsgemäßen, wie oben hergestellten kationischen
Verbindung behandelt und dann getrocknet. Danach wird das so behandelte Crustleder
mit 600 % Wasser, bezogen auf das Crustgewicht, bei 40 °C 90 Minuten im Faß
geweicht. Die Flotte wird abgelassen und in 200 % Flotte bei 30 °C mit 4 % eines
handelsüblichen Farbstoffes 90 Minuten gefärbt. Es wird nach 90 Minuten nochmals
300 % Wasser bei 50 °C zugegeben und weitere 30 Minuten gefärbt. Mittels 2,5%iger-Ameisensäure,
zugegeben in zwei Portionen, wird innerhalb 60 Minuten auf einen pH-Wert der Flotte
von 3.5 abgesäuert und getrocknet. Die Färbung des so erhaltenen Leders war gegenüber
einem Vergleichsversuch ohne Einsatz des kationischen Hilfsmittels wesentlich intensiver.
3. Arbeitsweise zur Verbesserung des Echtheitsniveaus (mit
Pigment):
Analog obigen Versuches wurde ein Chrom-haltiges Crustleder einmal
mit einer Lösung aus 150 Teilen eines handelsüblichen Pigments, 50 Teilen der erfindungsgemäßen,
wie oben hergestellten Verbindung und 50 Teilen Isopropanol in 750 ml Wasser mittels
Spritzauftrag behandelt und kurz getrocknet. Danach wurde das so
behandelte Crust-Leder mit 1000 % Wasser, bezogen auf das Falzgewicht (Gewicht des
Hautmaterials im Fass), bei 40 °C 10 Minuten im Fass broschiert. Die Flotte
wird abgelassen und bei 40 °C mit 3 % zweier handelsüblicher Farbstoffe 80 Minuten
gefärbt. Mittels Ameisensäure, zugegeben in zwei Portionen, wird innerhalb 50 Minuten
auf einen pH-Wert der Flotte von 3,5 abgesäuert und getrocknet. Die Färbung des
Leders war wesentlich intensiver als der Vergleichsversuch ohne Einsatz der erfindungsgemäßen
Verbindung. Ebenfalls war die Egalität des Leders deutlich erhöht. Insbesondere
die Lichtechtheit im Vergleich zum Nullversuch war deutlich verbessert.
4. Arbeitsweise zur Modifizierung der Oberfläche
Mittels einer handelsüblichen Rollcoatingmaschine und einer gravierten
Walze wird eine Mischung aus 50 Teilen der erfindungsgemäßen, wie oben hergestellten
Verbindung und 950 Teilen Wasser auf ein ungefärbtes Chrom-haltiges Crustleder aufgebracht.
Das Leder wird getrocknet und dann analog obigem Verfahren gefärbt. Der Druck der
Gravur war nach dem Trocknen des Leders deutlich auf dem Leder durch eine Farbvertiefung
zu erkennen. Hiermit lassen sich individuell die Oberflächenleder mittels Druckverfahren
einfach modifizieren.
5. Beschreibung des Preußmann-Tests am Beispiel
von Dimethylsulfat
3 bis 4 Tropfen der auf freies Alkylierungsmittel zu untersuchenden
Lösung wird in ein Reagenzglas gegeben, mit 1 ml Pufferlösung versetzt und mit 1
ml Preußmann-Reagenz versetzt. Die resultierende Lösung wird für 30 Minuten auf
80 °C erhitzt, mit Eiswasser abgekühlt und mit 1 ml einer Carbonatlösung versetzt.
Bei Anwesenheit eines freien Alkylierungsmittels färbt sich die Lösung intensiv
blau.
Pufferlösung: 40,85 g Kaliumhydrogenphthalat in 1 l dest. Wasser einwiegen, 99,6
g dieser Lösung mit 0,4 ml 0,2 N Natronlauge versetzen und auf 200 ml mit dest.
Wasser auffüllen
Preußmann-Reagenz: 4-(p-Nitrobenzyl)pyridin als 5%ige Lösung in Aceton
Carbonatlösung: 138,21 g Kaliumcarbonat in 1 l dest. Wasser lösen
Anspruch[de]
Verfahren zur Behandlung von Leder, gekennzeichnet durch die folgenden
Verfahrensschritte:
(a) Auftragen mindestens eines kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittel
auf Leder durch Rollcoating und/oder Walzenauftrag und/oder Spritzauftrag und nachfolgend
(b) Behandeln des Leders mit einem anionischen Lederbehandlungsmittel im Fass.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem
Verfahrensschritt (a) und (b) das beschichtete Leder getrocknet wird und/oder dass
das aus Verfahrensschritt (b) resultierende Leder getrocknet wird.
Verfahren zur Behandlung von Leder, gekennzeichnet durch die folgenden
Verfahrensschritte:
(a) Auftragen mindestens eines kationischen oder amphoteren wässrigen Behandlungsmittel
auf Leder durch Rollcoating und/oder Walzenauftrag und/oder Spritzauftrag bei gleichzeitigem
Einsatz organischer und/oder anorganischer Pigmente und/oder anionischer Lederbehandlungsmittel,
(b) gegebenenfalls Trocknen des so behandelten Leders.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass das in Verfahrensschritt (a) verwendete kationische oder amphotere wässrige
Behandlungsmittel ein Epichlorhydrinamin-Polymer ist, wobei das Polymer eine gewichstmittlere
Molmasse von 1·102 bis 2·105 g/mol aufweist.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass das in Verfahrensschritt (a) verwendete kationische oder amphotere wässrige
Behandlungsmittel aus Amineinheiten und Epichlorhydrineinheiten aufgebaut ist, wobei
das Verhältnis von Amineinheiten zu Epichlorhydrineinheiten 0,8 : 1,2 bis 1,2 :
0,8 beträgt.
Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Amineinheiten
aus 0,5 bis 0,8 Anteilen Dimethylaminopropylamin und 0,2 bis 0,5 Anteilen Benzylamin
zusammengesetzt sind.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass das in Verfahrensschritt (a) verwendete Hilfsmittel mindestens zwei allgemeine
Struktureinheiten (I) und (II) aufweist,
wobei R1, R2, R3, R4 und R5
die folgende Bedeutung haben:
R1 und R2 -(CH2)3N(CH3)2,
-CH2C6H5, -(CH2)2NH2,
-(CH2)2OH, -(CH2)2NH(CH2)2NH2
R3: H oder Alkyl,
R4 und R5: H oder OH.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass das anionische Hilfsmittel ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Farbstoffen,
Fettungsmitteln und Nachgerbungsmitteln.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass das kationische oder amphotere wässrige Behandlungsmittel in Verfahrensschritt
(a) nur auf die Crust-Oberfläche des Leders aufgetragen wird.
Verwendung von wasserlöslichen, kationischen oder amphoteren Hilfsmitteln
zur Oberflächenbehandlung, insbesondere Oberflächenveredlung, von Leder.
Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein kationisches
Hilfsmittel gemäß einem der Ansprüche 4 bis 7 verwendet wird.
Verwendung nach Anspruch 10 oder 11 zur Fixierung von Farbstoffen,
Pigmenten und/oder Fetten auf einer Lederoberfläche, zur Reduzierung des Farbstoffeinsatzes
bei Volltönen, zur Verbesserung der Echtheit von Pigmentaufträgen, zur Herstellung
von Fleckleder, zur Herstellung modischer Effekte, zur Erzeugung von Zwei-Farb-Effekten
durch anschließende Fassfärbung und/oder zur Erreichung eines höheren Echtheitsniveaus.